Verabredung mit einem Weltmeister

Wir trafen uns zu einem Interview mit dem Mountainbike Downhill Weltmeister von 2010 in der Kategorie Master Ü50, Stephan Mangelsdorff. Das Treffen fand mitten im Deister auf dem Nienstedter Pass statt. Natürlich sind wir anschliessend mit ihm auf einem Trail der Deisterfreunde e.V. unterwegs gewesen.

Velo Hannover: Hallo Stephan, Danke dass du dir die Zeit nimmst uns ein kleines Interview zu geben. Bitte stell dich unseren Lesern kurz vor.

Stephan Mangelsdorff: Hallo ich bin Stephan Mangelsdorff, inzwischen 61 Jahre alt und ich sitze fast täglich auf meinem Mountainbike.

Velo Hannover: Mal eines vorweg. Das mit den 61 Jahren ist für uns schwer zu glauben. Gleich mal eine Frage zu deinem Trikot. Dort sehen wir die Farben eines Weltmeisters der UCI.

Stephan Mangelsdorff: Tatsächlich bin ich im Jahr 2010 bei der Weltmeisterschaft im Mountainbike Downhill in Brasilien Weltmeister in der Kategorie Masters Ü50 geworden. Für ein Jahr darf man dann laut Reglement die Regenbogenfarben des Weltmeisters auf der Brust tragen. Lebenslang dann, wie bei meinem Trikot, z.B. am Bündchen (nicht auf der Brust).

Velo Hannover: Wie wir gelesen haben, bist Du erst sehr spät mit 44 Jahren zum Mountainbiken gekommen. 6 Jahre später dann der Weltmeistertitel. Wie kam es dazu?

Stephan Mangelsdorff: Ich bin schon in der Jugend für den HRC Hannover viele Rennen mit dem Rennrad gefahren. Eine Grundkondition war also immer vorhanden. Diese konnte ich dann in etlichen Cross Country Rennen und beim Gardasee Marathon bzw. diversen Alpenüberquerungen weiter ausbauen. Das Mountainbiken hat mich einfach gepackt und so machte ich schnelle Fortschritte. Meine Risikobereitschaft war ähnlich hoch wie meine Lust aufs Fahren und so wechselten ständig Erfolgserlebnisse mit Verletzungspausen. Einen echten Schub in meiner Entwicklung verdanke ich dem ehemaligen Team Telekom Profi Thomas Ziegler, der mich sowohl im Hinblick auf die Kondition wie auch auf die Fahrtechnik für die Weltmeisterschaft trainierte. Und dann hatte ich in Brasilien einfach den Lauf meines Lebens. Alles passte, jeder Sprung, jede Kurve brachten mich dem Sieg näher. Erst im Ziel realisierte ich, dass es die Bestzeit wurde.

Velo Hannover: Das klingt ja wie im Märchen.

Stephan Mangelsdorff: Tatsächlich hatte ich viele Vorteile auf meiner Seite. Ich zählte sicher nicht zu den Favoriten. Das waren eher die Starter aus der Schweiz, die Franzosen und die Engländer. So konnte ich ungestört an meiner perfekten „Line“ arbeiten und mich in den Trainigsläufen ungestört steigern. Und wenn ich eines gelernt habe. Nichts ist wichtiger als sich um seinen eigenen Lauf zu kümmern, wie in einem Tunnel zu fahren und schon nach wenigen Sekunden den kompletten Lauf im anaeroben Bereich zu bewältigen.

Velo Hannover: Und jetzt? Von Brasilien in den Deister?

Stephan Mangelsdorff: Ich bin ein heimatverbundener Mensch und in der Region Hannover verwurzelt. Meine Kommune ist Langenhagen. Der Deister ist also mein Hausberg. Und auch der Harz ist nicht weit und hat für Biker viel zu bieten. Also ich bin sehr zufrieden mit meinem Umfeld.

Velo Hannover: Mountainbiken hat besonders auch in Zeiten der Corona Pandemie deutlich zugenommen. Mehr Menschen kommen in den Deister und suchen Erholung. Kommt es da zu Konflikten zwischen Wanderern und Bikern? Was erlebst Du in dieser Hinsicht im Deister?

Stephan Mangelsdorff: Es stimmt schon, Radfahren liegt im Trend und natürlich kommt es gelegentlich zu Spannungen zwischen den unterschiedlichen Besuchern des Waldes. Ich möchte hier aber ausdrücklich die sehr gute Arbeit der Deisterfreunde e.V. hervorheben, die versuchen durch die Pflege einiger offizieller Trails den Mountainbikern ein attraktives Angebot zu machen. Das hat den großen Vorteil, dass sich Wanderer und Mountainbiker nicht unbedingt begegnen und die Waldnutzung für alle konfliktarm ist. Ehrensache, dass ich auch Mitglied bei den Deisterfreunden bin und auf deren offiziellen Trails fahre.

Velo Hannover: Und wenn es ein bisschen mehr sein darf?

Stephan Mangelsdorff: Inzwischen bin ich Profi und in der ganzen Welt unterwegs. Mein Können gebe ich in Fahrtechnikkursen und Schulungen bevorzugt im Racepark in Schulenberg im Harz an die Nachwuchsfahrer weiter. Außerdem fahre ich selber fast täglich und trainiere für die kommenden Weltmeisterschaften in Frankreich, Praloup am 17.08.2021. Dort werde ich dann allerdings in der Kategorie Masters Ü60 an den Start gehen.

Velo Hannover: Wow, viel mehr geht wohl nicht. Wir wünschen Dir viel Erfolg bei der kommenden Weltmeisterschaft.

Stephan Mangelsdorff: Vielen Dank und ich werde euch berichten, wie es in Frankreich für mich gelaufen ist.

Nach diesem Interview hat sich Stephan Mangelsdorff für die Kommune Langenhagen mit einem eigenen Team „schneller alter Mann“ angemeldet und freut sich über weitere Teammitglieder. Jeder Kilometer zählt!

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